Orange Wände

Eine reale Geschichte, so schauderhaft, dass ich sie jemanden erzählen muss… so lange ich das noch kann!

Ich bin umgezogen. An einen Ort den ich einst kannte, doch wie in den Geschichten von Lovecraft, habe ich das Gefühl, dass etwas mit diesem Ort nicht stimmt. Als wäre ich in eine Art Parallelwelt gekehrt.

Wie es begann

Es ist Nacht. Oft höre ich nachts Stimmen. Vor allem von dem Nachbarn neben mir, der oft stöhnt und schreit. Anfangs vermutete ich, dass es sich um häusliche Gewalt handeln muss. Die Schreie wurden jedoch von Nacht zu Nacht bizarrer, schrecklicher und eindringlicher. Mittwochs war es generell immer schlimmer, aber ich bin mir nicht sicher, wieso. Nachdem er mir meinen Schlaf raubte, dachte ich oft darüber nach, ob es sich hierbei vielleicht um Tourette handelt. In Gedanken versunken öffnete ich das Fenster, um meinem Hirn etwas frische Luft zuzuführen. Doch die kühle, angenehme Brise war nicht das Einzige, was mir Gänsehaut bereitete. Unscharf erkannte ich die Silhouette einer Gestalt, welche direkt gegenüber im Fenster zu mir herüber starrte. Vor Schreck, schloss ich das Fenster wieder, nur um direkt danach – von der Neugier getrieben – durch die Lamellen der Jalousien durchzusehen. Die Silhouette war zwar verschwunden, doch das Fenster war noch geöffnet. Da erst fiel mir auf, dass die gesamte Wohnung knall-orange gestrichen war, was derart befremdlich auf mich wirkte, dass mir gar nicht auffiel, dass sich kein einziges Möbelstück darin befand. An diesem Abend entschied ich mich letztlich dann doch – trotz Neugier – nicht mehr hinauszusehen.

Heftiges Gewitter. Starker Regen prasselt gegen die Scheiben. Heftiges Donnergrollen lässt den Boden erzittern. Helle, kräftige Blitze erhellen die Nacht kurzzeitig derart, dass man sich fürchtet, erblinden zu müssen, wenn man direkt hineinstarrt. Erneut ein Blitz. Dann wieder die Silhouette. Richtig – ich hatte wieder mein Fenster geöffnet. Immer, wenn ich tagsüber durch die Lamellen nach draußen sehe, sehe ich nur die geschlossenen Jalousien gegenüber. Diese unterscheiden sich übrigens derart von den anderen des Hauses, dass man immer genau weiß, wo diese Gestalt lebt. Doch nun sehe ich wieder die orangen Wände und kann sogar die Hände sehen. Die Gestalt schiebt langsam seine Hände nach vorne und beugt sich nach vor, um Blickkontakt mit mir aufzunehmen. Vor Schreck ziehe ich mich zurück, um mein Fenster wieder zu schließen. Doch meine ich, leuchtende Augen erkannt zu haben oder war es letztlich nur ein einfacher Mensch mit Brillengläser, welche die Blitze reflektierten?

Auch Partner betroffen

Mein Partner berichtete mir recht früh, dass er sich immer wieder beobachtet fühle. Wenn er durch die Lamellen seines Fensters sah, sah er etwas oder jemanden regungslos, starrend. Seitdem schiebe er die schweren Vorhänge zusätzlich vors Fenster, um den eindringlichen Blicken jenen Einlass zu verwehren, die ihm Sorge bereiten und schon fast spürbar auf seiner Haut verweilen.

»Ich habe heute bemerkt, dass mich etwas beobachtet. Als ich dann durch die Lamellen sah, fiel mir auf, dass jemand im Fenster steht!«
~ Partner, als er mir das erste Mal davon erzählte

Auch diese Nacht, öffneten wir unbedacht das Fenster neben dem Bett, von welchem ich so oft schon diese orangen Wände sah. Orange. Soll diese Farbe mich warnen? Als wäre diese schrecklich, grelle Farbe auch der Gestalt zu unbehaglich, sah ich, wie diese versuchte, die Wände zu waschen und fürwahr, sah ich noch nie jemanden, der seine Wände mit Wasser wäscht. Die Farbe wusch sich jedoch nicht aus und wer weiß, ob das überhaupt die Intention dieses Wesens war. Ein Sturm trug uns dann Sprungspinnen ins Haus und es soll auch nicht bei dieser einen bleiben. Wie ein Fluch, waren wir von Sprungspinnen umzingelt, welche für diese Breitengrade viel zu groß sind. Wir fingen sie in Gläsern ein, doch diese konnten sich an den glatten Wänden der Glasgefäße festhalten und waren bereit, uns einen tödlichen Biss zu versetzen. Sollte es nur der Sturm gewesen sein? Noch nie sah ich solche Spinnen.

Jede weitere Nacht erzeugte schon ein beklemmendes Gefühl, bevor diese überhaupt richtig begann. Würden heute wieder Spinnen kommen? Unwetter? Oder gar schlimmer – sollten wir wieder die warnenden, orangen Wände begutachten, sowie diese Gestalt jedes Mal uns, wenn wir das Fenster öffnen? Doch heute war kein Unwetter, es war ein schöner, lauer Sommerabend. Die Sterne luden dazu ein, etwas den Nachthimmel nach Sternenbilder abzusuchen.

Die Suche nach dem Grund

Da fiel mir auf, dass es Mittwoch war und unser direkter Nachbar, gar nicht schrie. In Wahrheit tat er dies schon länger nicht mehr. Auch dachte ich nach. Vor ein paar Tagen habe ich von einem verrückten Mann gelesen, der angab, dass dieser angeblich vom Staatsschutz bewacht werde. Dieser beschieße ihn regelmäßig mit Skalarwellen, sodass er vor Schmerzen aufschreie. Auch sichtete ich dazu Videos. Ist es das, was meinen Nachbarn immer in der Nacht zum Schreien brachte? Ich glaube selbstverständlich nicht an solche seltsame Theorien, ist dies doch absolut an den Haaren herbeigezogen. Vor allem, der Nachbar schreit doch nicht mehr. Sollte es sein? Kann es sein? Waren nun wir die neuen Opfer? Aber ich schreie nicht. Ich verstecke mich nur vor einem seltsamen Nachbarn, der in einer komplett orange gestrichenen Wohnung lebt, in welcher kein einziges Möbelstück platziert wurde. Ein Nachbar, der nur das Fenster öffnet, wenn ich es tue. Der sich extra nach vorne beugt, um besser in meine Wohnung sehen zu können. Seine Bewegungen sind dabei so unmenschlich langsam. Was ist, wenn es doch kein Mensch ist? Ebenso sehe ich oft, wie es uns filmt. Was passiert mit diesen Aufnahmen? Wie kann ein Mensch in einer Wohnung ohne Möbel überhaupt leben? Soll ich an Aliens glauben? Doch an den Staatsschutz? An ein Experiment?

Eines Tages habe ich all meinen Mut zusammengefasst und habe auf einen Zettel geschrieben:

„Ich weiß, dass du vom Staatsschutz bist!!!“

und habe diesen an mein Fenster geklebt. Er solle ihn sehen, und sollte es so etwas geben, solle er wissen, dass ich weiß, dass er mich beobachtet. Doch dieses Wesen schien davon absolut unbeeindruckt zu sein, denn es kam keinerlei Reaktion seinerseits.

Dann kam mir ein Gedanke. Vor einigen Monaten hörte ich einen Schuss. Als ich dem nachging und wissen wollte, woher der Schuss kam, erkannte ich, dass es vom Haus gegenüber sein musste. Es waren drei Schüsse insgesamt. Erst zwei, dann nach einer Weile ein dritter Schuss. Ich sah es noch aufblitzen und schrieb mir den Tag, sowie die Zeit auf. Als ich sodann nachschauen wollte, wann das war und ob es damit zusammenhängen konnte, bemerkte ich, dass der Zettel verschwunden war, obwohl ich diesen nicht angerührt hatte. Hatte es damit etwas zu tun? Weiß ich zu viel? Damals öffnete ich nämlich das Fenster, um genauer sehen zu können, woher die Schüsse kamen. Oder hat es etwas mit der Beschwörung eines Dämonen zu tun, welches ich ebenfalls einmal versuchte, was mir jedoch misslang, da kein Dämon erschien? Manifestierte ich mir das Böse in orangen Wänden gegenüber von mir? Kann jemand dieses Wesen überhaupt sehen? Nie sprach das Wesen, doch sehe ich es noch heute jede Nacht. Die Silhouette, welche vor den orange gestrichenen Wänden verharrt, mich beobachtet und mir immer noch eine Gänsehaut bereitet, wie einst der Teufel in meiner Kindheit, der im blutgetränkten Raum – dank des Lichts, welches durch die tiefroten, schweren Vorhänge drang – täglich auf mich wartete, wenn ich von der Schule heimkam.

Hier ein kurzer Blick

Observation

Mal sehen, wie diese Geschichte weitergehen wird!

In diesem Sinne: Nichts ist wahr, alles ist erlaubt. Du bist ein freier Mensch, entscheide selbst.

Soror Novus Noxa

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