Aller Anfang ist alt
Zur Einleitung eine Information über…
Artephius
Artephius, auch Artefius, war ein Alchemist des 12. Jahrhunderts.
Artephius schrieb in Latein, kannte aber arabische Literatur über Alchemie. Über seine Herkunft weiß man nichts. Er zitiert häufig den arabischen Alchemisten Adfar (11. Jh., Alexandria, angeblich der Lehrer von Morienus) und wird von Roger Bacon zitiert, so dass man sein Wirken oft in der Mitte zwischen beiden um 1150 einordnet. Später wurde ein Manuskript seines Hauptwerks Clavis Majoris Sapientiae entdeckt, die einen ursprünglich arabischen Autor vermuten lässt. Johannes Gildemeister identifizierte ihn mit dem arabischen Alchemisten und Dichter Al-Tughrai aus dem 12. Jahrhundert.
Er hatte unter Alchemisten einen Ruf als Meister der Goldherstellung. Aufgrund eines Übersetzungsfehlers aus dem Arabischen identifizierte ihn Ristoro d’Arezzo im 13. Jahrhundert mit Orpheus.
Von ihm stammt:
- Liber secretus de arte occulta atque lapide philosophorum (gedruckt in Latein in Amsterdam 1678, Frankfurt 1685 und in Französisch 1609, in Englisch 1624 in London mit einer Schrift von Nicolas Flamel, übersetzt von einem Eirenäus Orandus)
- Clavis Majoris Sapientiae (Schlüssel der höheren Weisheit), zuerst gedruckt in Paris 1609 und danach in Frankfurt 1614, im Theatrum Chemicum (Band 5) und in deutscher Übersetzung in Nürnberg 1717 (sowie Leipzig 1736, 1748). Es ist identisch mit einer Schrift, die im Theatrum Chemicum unter dem Namen von Alfons X. erschien, aber arabischen Ursprungs ist (Alfons X. veranlasste nur die Übersetzung).
Ihm wurde auch ein Tractatus de vita proroganda zugeschrieben, indem behauptet wurde, der Autor könne sein Leben verlängern und wäre über 1000 Jahre alt.
Er wurde häufig mit Alphidius verwechselt.
Manoir de la Salamandre
Wir schreiben das Jahr 1420.
Drei Personen, Nicolas de Grosparmy, Nicolas Valois (übrigens stellten die Valois in Frankreich immer Mitglieder der Königsdynastien) und der Priester Pierre Vicot, gründeten gemeinsam eine Bruderschaft von alchymistischen Adepten, die „Flers Alchemisten“ in dem Department Orne. Von Orne ging es dann weiter nach Caen, wo dann das „Manoir de la Salamandre“ in Lisieux, also das Schloss des Salamanders errichtet wurde (das heute nicht mehr existiert), quasi als Tempel und Arbeitsstätte für die nunmehr florierende Bruderschaft von Alchymisten.
Signifikant ist hier natürlich das Symbol des Salamanders, der ja als Elementarwesen dem Feuer zugeordnet ist, und laut Legende in diesem Element leben soll und laut Fulcanelli „das geheime Feuer“ als alchymistes Prinzip verkörpert.
Fulcanellis Lehrmeister
Einigen Überlieferungen zufolge und angeblich auch seiner eigenen Aussage nach war folgender Mann der Spiritus Rector des mysteriösen Fulcanelli:
Basilius Valentinus
…ist ein noch nicht identifizierter deutschsprachiger Autor alchemistischer Schriften, die in Drucken seit 1599 und in Handschriften seit dem frühen 17. Jahrhundert überliefert sind. Sie wurden mehrfach nachgedruckt, kommentiert und in mehrere europäische Sprachen übersetzt.
Legende und Forschung
In diesen Schriften tritt Basilius Valentinus als Benediktinermönch auf. Die Legende verortet ihn im Erfurter Peterskloster und legt ihn (mit wechselnden Daten, die aber allesamt nicht durch zeitgenössische Quellen belegt sind) meist ins 15. Jahrhundert, jedenfalls noch vor Paracelsus, mit dem er die Drei-Prinzipien-Lehre (Mercurius, Sulphur und Sal) gemeinsam hat.
Während die Geschichtsschreibung noch im 18. Jahrhundert diskutierte, ob Paracelsus darin nicht auf Basilius zurückgehe, den er verleugnet habe, sieht die moderne Forschung, insbesondere da das Werk des Basilius Valentinus erst ab 1599 allgemein verfügbar wurde, hierbei eine umgekehrte Abhängigkeit. Demnach ist das Basilius-Corpus nicht lange vor Ende des 16. Jahrhunderts entstanden. Die Genese einzelner Schriften ist jedoch nur ansatzweise erforscht.
Heute nimmt die Mehrheit der Forscher an, dass der aus Hessen stammende Alchemist Johann Thölde, der zwischen 1599 und 1604 von Frankenhausen und Leipzig aus die ersten Basilius-Schriften veröffentlichte, ihr eigentlicher Autor oder wenigstens Kompilator war. Dieser Auffassung wird jedoch verschiedentlich widersprochen.
Seine Schriften zeigen große Erfahrung in der Chemie, zum Beispiel beschreiben sie die Herstellung von Säuren (zum Königswasser aus Salpeter- und Salzsäure) und deren Verwendung, zum Beispiel von Scheidewasser zur Trennung von Gold und Silber. Er beschreibt auch Verbesserungen von Laborgeräten. In seinem Hauptwerk Triumphwagen des Antimon beschreibt er (wie auch Paracelsus) die innere Anwendung von Antimon, das nach ihm zur Reinigung des Körpers von Giften dient (wie es auch in der Metallurgie zur Reinigung von Gold verwendet wird). Dabei wird das Antimonerz sanft erhitzt, bis es nicht mehr raucht und danach zu einem Glas geschmolzen, das man dann in Alkohol und Essig ziehen lässt und mehrfach destilliert. Die dabei entstehende Tinktur enthält kaum noch Antimon, das ein starkes Gift ist, und war das eigentliche Heilmittel. Er beschreibt auch die Verwendung als Brechweinstein. Der Triumphwagen erschien zuerst 1604 in Deutsch und wurde 1646 durch den französischen Arzt und Alchemisten Pierre-Jean Fabre ins Lateinische übersetzt und 1661 erschien eine englische Übersetzung von John Harding. Eine Titelillustration eines allegorischen Triumphwagens erschien zuerst in der lateinischen Ausgabe in Amsterdam 1671 durch Theodor Kerckring und wurde in die deutsche Ausgabe von Johann Hoffmann in Nürnberg 1676 übernommen.
Ich weise allerdings in diesem Zusammenhang auf die zeitliche Diskrepanz zwischen Basilius Valentinus und Fulcanelli hin – wir sehen hier einen Zeitsprung von mehreren hundert Jahren. Und wieder erschließt sich hier die Idee von relativer Unsterblichkeit, wie beim legendären Grafen von Saint-Germain, sollte man dieser Überlegung folgen.
Wenn nun die Theorie der Unsterblichkeit und damit die Vollendung des „Opus Magnum“, also die Herstellung des Lapis Philosophorum, oder zumindest des roten Löwen, nur Chimäre wäre, was bliebe dann zur Erklärung derart mysteriöser Umstände? Die Antworten darauf und eventuelle neue Theorien hiezu lasse ich nunmehr im Raume stehen und überlasse dem geneigten Leser die freie Möglichkeit der Interpretation.
Doch keine Sorge – ich werde im weiteren Verlauf dieser Serie meine Erkenntnisse dazu offenbaren.
Da dieses Thema allerdings derart umfangreich ist, will ich hierbei Schritt für Schritt vorgehen, um nicht die Babylonische Verwirrung, die das Thema „Fulcanelli“ betrifft noch mutwillig zu vergrößern.
Vom Alpha zum Omega
Zeitsprung
Wir schreiben das Jahr 1839 (aber auch das ist ungewiss). Dies soll also das Geburtsjahr von Fulcanelli gewesen sein… Dazu kurz einige Eckdaten, die sich aus mühsamen Recherchen zusammenstellen lassen:
- Geboren 1839, 1923 oder 1924 oder 1925 gestorben? oder verschwunden?
- Ausbildung in Architektur und Chemie.
- Aristokratische Herkunft, lebte in Paris, nahm am Deutsch-Französischen Krieg in den Jahren 1870-71 aktiv teil.
- Zeitgenössischen Aussagen zufolge verfügte er über ein würdevolles Äußeres, ein ebenmäßiges, schönes Gesicht mit einem einnehmenden Lächeln.
- Diese Gesicht wurde von dichtem, wallenden grauen Haar umrankt und er trug angeblich einen „Baphomet-Ring“ aus transmutiertem Gold, der noch von den Templern stammen sollte.
Soweit die Legende und sein phänotypische Beschreibung. Zum heutigen Abschluss und damit zum Nachdenken über das Thema Unsterblichkeit durch Alchymie folgendes Akronym:
Igne Natura Renovatur Integra
Igne Natura Renovatur Integra (lat. „Durch Feuer wird die reine Natur wiederhergestellt“) ist eine von den Rosenkreuzern gebrauchte okkulte Auslegung der Kreuzinschrift INRI, die exoterisch gelesen wird als Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum (lat. „Jesus von Nazareth, König der Juden“)
Dieser Rosenkreuzerspruch soll darauf hinweisen, dass durch den Geist die reine Materie wiederhergestellt wird. Wenn das innere Feuer des Geistes frei und unbefleckt durch seine äußeren Hüllen – Astralleib, Ätherleib und physischer Leib – diese im Sinne wahrer Alchemie vollständig verwandelt, wird seine reine ursprüngliche Natur auf höherer Ebene wiederhergestellt. Die Hüllen werden dadurch zum
Geistselbst
zum
Lebensgeist
und zuletzt zum
Geistesmenschen
verwandelt und mit seinem individuellen geistigen Wesen verschmolzen, was mit der vollkommenen Auferstehung des Leibes gleichbedeutend ist.
Nichts ist wahr, alles ist erlaubt